Nicaragua

11 08 2011

15.7.2011-28.7.2011

Nach Panama und Costa Rica hatten wir das Gefühl, wir wüssten in etwa was uns in Nicaragua erwarten würde. Wir waren gespannt und hatten schon viel Schönes über die Insel Ometepe mit ihren beiden Vulkanen und Granada gehört. Aber was wir dann als Erstes zu sehen bekamen, haute uns nicht gerade aus den Socken:
Um nach dem Zoll in den öffentlichen Busterminal zu kommen, mussten wir unsere Pässe vorweisen und Eintritt bezahlen. Soso. Anschliessend feilschten wir heftig mit dem Busfahrer über den Preis des Bustickets nach Rivas. Und als wir im Busterminal von Rivas ankamen, traf uns fast der Schlag! Wir guckten raus, schauten uns um und dann schauten wir uns gegenseitig an und fragten uns, ob wir hier wohl in Indien gelandet seien? Natürlich war es nicht ganz das Gleiche, aber die vielen Markt- und Verkaufsstände, die engen Gassen, der überall rum liegende Abfall, aber auch die vielen bunten Farben und das emsige Treiben erinnerten uns doch stark daran…

Indien hin oder her, wir wussten, dass uns spätestens in Granada eine saubere und touristische alte Stadt erwarten würde und ein tolles Hotel, das wir in weiser Voraussicht bereits gebucht hatten 🙂 Also machten wir uns mit Taxi und Fähre auf nach Ometepe. Wir fanden schnell eine günstige Unterkunft und trafen dort auch auf unsere polnischen Zimmernachbarinnen aus Panama City. Natürlich gab es viel zu erzählen und der Abend verflog im Nu. Die beiden waren übersät mit Wanzenbissen, ein Andenken von San Jose, und so inspizierten wir unsere Betten gleich doppelt und dreifach bevor wir uns reinlegten. Was wir sahen, war gar nicht zu unserer Freude und führte dazu, dass wir uns zusammen in das „sauberste“ Einzelbett rein quetschten. Sara liess sogar ihre Kleider an und ich schützte mich gegen die möglichen nächtlichen Besucher mit meinem Seidenschlafsack. Klar, die Nacht war kurz und alles andere als gemütlich und erholsam…
Am nächsten Morgen regnete es in Strömen, somit war klar, dass es weder eine Wanderung zum Vulkan Concepcion noch zum Wasserfall von San Ramon gab. Auf der Suche nach einem neuen Zimmer gerieten wir vom Regen in die Traufe: zwar schien das neue Zimmer bei einem niedergelassenen Ami auf den ersten Blick wesentlich sauberer und eine gemeinsame Dusche/WC störten uns keineswegs. Abends jedoch erkannten wir die weiteren Unzulänglichkeiten unserer neuen Bleibe: die Tür zum WC bestand aus einem Vorhang (und das in seinem Restaurant!), aus dem Wasserhahn kam kein Wasser zum Händewaschen, von der Nicht-spül-Technik unseres Gastgebers (und Kochs) wollen wir gar nicht sprechen, und in die gemeinsame Dusche kam man nur durch sein Schlafzimmer, eine Tür für ein bisschen Privatsphäre gab es auch nicht… Der absolute „Höhepunkt“ war allerdings, dass unsere Zimmerwand zu seinem Bad oben offen war. Folglich hörten wir sämtliche Aktivitäten –  Geräusche, die man ja eigentlich lieber nicht mitbekommen will…
Damit war da Fass voll: ich wollte einfach nur weg aus Ometepe! Bevor wir uns dann mittags auf den Weg nach Granada machten, mieteten wir noch einen Scooter und erkundeten die Insel „schnellschnell“. Sah soweit ganz ok aus, aber auch nicht wirklich überwältigend. Also fiel uns der Abschied nicht sehr schwer…

Die Busfahrt nach Granada gestaltete sich abenteuerlich: die Preisverhandlungen mit dem Busjungen waren zäh, schliesslich bezahlten wir auch noch extra für unser Gepäck. Und dann blieb der Bus kurz vor Granada einfach stehen. Warten in der sengenden Hitze war angesagt, ein aufgeregtes Hin und Her und der mehrfache Versuch den Bus neu zu starten, waren vergebens. So stieg die Hälfte des Busses aus und Verkäufer von vielen leckeren Esswaren boten ihre Ware feil – nein, wir blieben standhaft und kauften nix! Nach einer halben Ewigkeit und etwas Unterstützung beim Anfahren, sprich mit Anschieben, war der Bus endlich wieder fahrtklar und füllte sich schnell wieder. Und weiter ging’s…
…hach, war das ein Highlight, als wir endlich in unserem Hotel in Granada ankamen! Es gab ein schönes, sauberes Zimmer mit Dusche/WC, Cable TV und Klimaanlage – die kühle Dusche hatten wir uns wirklich verdient! Die holländischen Hotelbesitzer Charlotte und Lucien gaben uns gleich ein paar gute Tipps für feines Essen und somit war der Abend gerettet, bevor er überhaupt begann 😉

Auf unserer ersten Erkundungstour in Granada trafen wir auf „alte Bekannte“ aus Bocas del Torro – natürlich musste das gefeiert werden! Ausserdem bekamen wir ein paar hilfreiche Tipps für Aktivitäten – und plötzlich war die Welt wieder im Lot und alles doch gar nicht mehr so schlimm! 🙂
Mit all den Tipps und den letzten Erfahrungen passten wir unser Programm etwas an: aus ursprünglich ein paar Tagen hier und ein paar Tagen dort machten wir Granada zu unserer Basis, denn mehr oder weniger alles war in einem Tagesausflug zu erreichen. So blieben wir am Ende ganze 7 Tage und unternahmen folgende Touren:

  • Nach Leon war es eine gut 2 ½ stündige Busfahrt mit lokalen Bussen. Wir bestaunten die grösste Kathedrale Zentralamerikas (sie war leider geschlossen) und bummelten durch die Strassen. Wir sahen eine schöne und lebendige Stadt, in der es sich herrlich flanieren und käfele liess – und in der man es sicher auch gut ein paar Tagen aushalten würde.
  • Die Bootstour zu und zwischen den Isletas von Granada auf dem Lago die Nicaragua war ein Muss: die Inseln entstanden bei einem Vulkanausbruch des Mombacho und Granada ist stolz auf diese Attraktion. Das Rumgondeln mit dem Boot war eine schöne Abwechslung.
  • Auf den Vulkan Mombacho führte uns Charly, ein Deutscher, der seit 25 Jahren in Nicaragua lebt, und wir bekamen einen guten Eindruck und Einblick in die Kultur und die täglichen „Abenteuer“ in Nicaragua.
    Die Aussicht vom Vulkan aus war herrlich – wenn der Nebel sich etwas lichtete – und die Wanderung „El Puma“ auf der Vulkanspitze herausfordernd. Bei der nahen Laguna de Apoyo (ein Kratersee) belohnten wir uns mit einem kühlen Drink für die Strapazen des Tages und genossen die tolle Aussicht auf Lagune und Mombacho. Der Muskelkater tags darauf war grausam und ich konnte zwei Tage kaum richtig gehen… *chlöhn*
  • Der Ausflug zu den beiden Märkten von Masaya fiel das erste Mal sprichwörtlich ins Wasser – kaum waren wir angekommen, begann es wie aus Kübeln zu giessen. Damit war nicht nur der Busbahnhof, sondern auch der Markt geflutet, also beschlossen wir wieder umzukehren. Beim zweiten Mal hatten wir mehr Glück. Aber wie immer gab es nichts zu kaufen – wer von uns will schon die Tonnen von Souvenirs weitere 6 Wochen mit rum tragen? Allerdings, doch, es reichte für 4 Haargümmeli!!! Wer hätte gedacht, dass ich mir so was tatsächlich mal kaufen würde??? Ab jetzt hatte ich Aussicht auf stress- und haarfreie Nächte dank meiner zukünftig gebändigten Mähne – somit keine Haare mehr, die sich über mein Gesicht breiten konnten, kaum dass ich mich im Bett drehte.

Granada selbst ist die älteste von Spaniern erbaute Stadt in Zentralamerika. Viele der kolonialen Gebäude wurden in den letzten 5 Jahren restauriert und in kräftigen bunten Farben bemalt. Hotels, Restaurants und Bars schossen wie Pilze aus dem Boden und machen damit Granada zu einer attraktiven Stadt für Touristen. Die leckere Internationale Küche hatte es auch uns angetan: wir gönnten uns die beste zentralamerikanische Pizza bei italienischen Auswanderern, deutsche Spätzle mit Sauce und Kartoffelsalat bei Charly und ein feines Stück Fleisch in einem famosen lokalen Restaurant – noch heute läuft mir das Wasser im Mund zusammen, wenn ich daran denke! 🙂 Aber natürlich durfte auch das typisch nicaraguanische Essen nicht fehlen: Pollo und gallo pinto (Huhn, Reis und Bohnen), frittierte Bananen und Bananenchips – mmhhh!
Kurz, wir genossen Granada und unser ach-so-sauberes Zimmer in vollen Zügen.

Nach Granada warteten die karibischen Inseln von Nicaragua auf uns: mit einem kurzen Flug von Managua aus erreicht man die Corn Islands, bestehend aus der grossen und der kleinen Insel, nämlich Big und Little Corn Island.
Unser erstes Ziel war Little Corn Island und zwei Nächte im Little Corn Beach & Bungalow, mit einem kurzen Bootstrip von der grossen Insel aus zu erreichen. Das halbe Boot ging dorthin und auf Trip Advisor gab es nur die besten Reviews (Kommentare). Das war natürlich zur Feier meines Geburis gerade gut genug für uns 😉 Und tatsächlich, es war herrlich: gepflegt und herzig, die Margaritas und Pina Coladas waren Weltklasse und das Meer gleich vor der Tür glasklar und türkisblau – was will man mehr?
Gleich am nächsten Morgen gingen wir schnorcheln (was sonst?) und wie sich herausstellte, war dies ein echtes Fitnessprogramm: wir schwammen bei relativ hohem Wellengang (und das will man eigentlich beim Schnorcheln nicht haben…) unserem Guide fast schon hechelnd hinterher, Sara versuchte das halbe Meer leer zu trinken (funktionierte nicht) und so waren wir froh, als wir wieder ins Boot konnten 🙂 Aber wir sahen auch Haie (Ammenhaie), und das war natürlich spektakulär! Gut nur, dass diese kein Interesse an uns hatten, hehe.
Die Zeit verging wie im Flug mit ein bisschen Spazieren, Sünnele und in der Hängematte faulenzen. Und schon ging es wieder zurück auf Big Corn Island, auch hier hatten wir zwei Nächte geplant, auch hier nur das Beste 😉 nämlich in der Princesa de la Isla. Direkt am Meer, mit einem feinen und tollen Sandstrand 5 Schritte um die Ecke – herrlich! Die italienischen Gastgeber waren ein eingespieltes Team: Vater und Tochter bildeten den Empfang und halfen mit nützlichen Tipps, die Mamma backte und der Mann von der Tochter war der Koch. So waren wir gut aufgehoben, die Pasta war einfach nur vom feinsten und die italienische Crostata war mmmhhh – es ging uns richtig gut! Aber auch hier raste die Zeit und nach ein bisschen Bädele und Sein und Insel erkunden war schon wieder Zeit zur Abreise 🙁 Sara und ich sind uns einig: hier haben wir ein weiteres Paradies gefunden!

Mit dem Flug zurück nach Managua nahm unser Nicaragua-Abenteuer sein Ende: schnell noch ein Busticket kaufen für unsere Reise nach Tegucicalpa/Honduras am nächsten Tag, im Hotel beim Busterminal für die Nacht einchecken und dann ab ins Taxi und ins Kino! Natürlich war die Taxifahrt einmal mehr eine Odyssee, denn zuerst starb der Wagen mitten auf der Kreuzung ab, dann mussten wir erstmal tanken (2 Liter mussten für Hin und Retour genügen!) und anschliessend galt es dem dampfenden Karren noch ein paar Schlucke Wasser zu gönnen, damit er auf dem Weg zum Kino nicht verdurstete… 😉 Wir verbrachten den Abend mit Harry Potter in 3D und bei einer Pizza. Nachdem uns Cesar, unser Taxichauffeur, wieder sicher ins Hotel zurückgebracht hatte, fielen wir kaputt ins Bett.

Unser Fazit von Nicaragua: Wir hatten unsere Hochs und Tiefs, aber eigentlich können wir sagen, dass nach Ometepe ein konstantes Hoch herrschte 🙂 Das Land ist zwar wesentlich ärmer als Costa Rica oder Panama, aber es hat eine wunderschöne Landschaft und es gibt wirklich viel zu sehen. Die Menschen sind freundlich und die Reiserei mit den ÖV ging einmal mehr problemlos und günstig. Allerdings lernten wir, dass es für ein anständiges Bett und ein sauberes Zimmer ein paar Dollar mehr brauchte als unser Reiseführer meinte und diese durchaus gut investiert sind 🙂 Sobald wir diese Lektion gelernt hatten, war alles wesentlich einfacher!

Und dann war da noch der legere Umgang mit Abfällen: es war schon gewöhnungsbedürftig, wenn wir zuerst über Abfallberge steigen mussten um in den Bus einzusteigen oder wenn sämtlicher Abfall einfach aus dem Fenster geworfen wird und die Strassengräben säumt… Aber alles in allem, es war einfach toll!

… und ihr habt sicher gemerkt: es geht nicht mehr Monate bis zu unserer Heimkehr, sondern nur noch um Wochen… uff, das geht schnell!

Bis bald!
Sara und Tanja



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