Guatemala

25 08 2011

7.8.2011-12.8.2011

Unsere Reise durch Guatemala mussten wir etwas kürzer halten als ursprünglich geplant und so beschränkten wir uns auf vier Must-See’s:

  • Antigua, eine alte, koloniale Stadt mit beeindruckenden Kirchen und Gebäuden
  • Lago de Atitlan, ein See umgeben von Vulkanen in einer faszinierenden Landschaft
  • Semuc Champey, ein Fluss mit wunderschönen und natürlich geformten Wasserpools
  • Tikal, eine der bedeutendsten Städte während der Maya-Periode und wahrscheinlich die berühmteste Maya-Ruine

Im Shuttlebus ging es also von Copan nach Antigua, morgens um 6 Uhr. Sara waren doch noch ein paar Minuten Schlaf gegönnt, ich war relativ ausgeruht.
Wer das Gefühl hat, ein Shuttlebus sei der Luxus eines Backpackers, der irrt gewaltig: dies gilt höchstens für den Preis, der Rest besteht aus einem relativ unbequemen Toyota-Bus für 12 Leute, man sitzt eng und ohne grosse Beinfreiheit, die Sitzlehnen hören bestenfalls auf Schulterhöhe auf. Von Klimaanlage wollen wir gar nicht sprechen und wenn man hinten mehr als 3 Fenster zum Durchlüften hat, ist dies bereits Luxus. Die Rucksäcke werden aufs Dach geschnallt und das Handgepäck hat man auf dem Schoss oder vor sich auf den Boden zu nehmen – also noch weniger Bewegungsfreiheit. Immerhin hat ein solcher Shuttle zwei Vorteile: Erstens fahren sie direkt und stellen damit sicher, dass man unterwegs nicht unnötig Zeit vertrödelt. Zweitens gelten sie als relativ sicher, da die Touristen kein Ziel für die oftmals örtlichen Bandenkämpfe sind und auch nicht mit Forderungen nach Schutzgeldzahlung angehalten werden (wie bei den lokalen Bussen gang und gäbe).
Soweit, so gut also. Die Reisezeit nach Antigua betrug rund 6 Stunden und wir waren froh, als wir endlich ankamen und ein Zimmer gefunden hatten.

Antigua, einst Guatemalas Hauptstadt, ist eine mittelalterliche Stadt mit einem schön restaurierten Stadtkern. Gut zwei Drittel der Häuser und des Eigentums sind in Händen von Ausländern. Damit gilt Antigua auch als relativ sicher, zumindest was das Zentrum anbelangt (trotzdem will niemand nachts länger unterwegs sein…). Wir machten ein kurzes Sightseeing und schauten uns die Kathedrale, den Parque Central, sowie die wichtigsten Strassen und Kirchen an – es war wirklich sehr schön!
Zum Nachtessen trieb es uns zum nahen Italiener, der gar keiner war, wie sich herausstellte: wir waren bei Christophe gelandet, einem ausgewanderten Romands! Wir hatten Freude am Schweizerkreuz, am „Allez la Suisse“-Schal und an der Rösti, die uns Christophe extra offerierte – mmmhh! Und es war klar, dass wir am nächsten Tag wiederkommen mussten, dann nämlich war Raclette-Montag und DAS konnten wir uns nicht entgehen lassen!

Ein Tagesausflug zum Lago de Atitlan stand als nächstes auf dem Programm (Anreise wieder mit dem Shuttlebus…): vom Ausgangsort Panajachel am See steuerten wir auf einer Bootsrundfahrt die Orte San Pedro La Laguna, Santiago Atitlan und San Antonio Palopo an, mit jeweils einer Stunde Aufenthalt für die Sehenswürdigkeiten. Die Ortschaften sind stark geprägt von der Maya-Bevölkerung, ihrer Kultur und einem bunten Strassentreiben. Anders als im übrigen Guatemala sprechen diese Völker kein Spanisch und so wurde allein schon das Schlendern durch die farbigen Märkte und Souvenirstände zu einem richtigen Erlebnis. In Santiago galt es zudem Maximon zu besuchen, ein Heiliger in der Maya-Kultur. Alljährlich wechselt er sein Heim und so muss man sich von den Kindern von Santiago zu ihm führen lassen.
Nach unserer Rückkehr wartete also das Raclette bei Christophe auf uns und es war ja sooooo fein! Rachel & Dom, mittlerweile auch in Antigua angekommen, leisteten uns Gesellschaft und so liessen wir den Abend ausklingen – natürlich bei etwas mehr als nur einem Bier… 😉

Am nächsten Tag reisten wir weiter nach Coban und kamen abends um 9 Uhr, nach 7 Stunden Fahrt, müde an. Unsere armen Mitreisenden, unter anderem Ayelet & Uri aus Israel, mussten noch weiter nach Semuc Champey – nochmals 3 Stunden über Holperstrassen und in absoluter Dunkelheit. Wir taten uns das nicht an, denn ich weigerte mich schlichtweg, zwei Nächte im Urwald zu verbringen. Nein, das wollte ich mir auf die letzten Tage Weltreise nicht mehr antun: einfache Cabins, ohne Elektrizität, nach überall offen und für alle Urwaldbewohner gut zugänglich (ich meine Moskitos, Käfer, Kakerlaken und andere Insekten…) Und schon gar nicht wollte ich nachts um 12 Uhr noch unser löchriges Moskitonetz aufhängen, mit dem Handy-Lichtstrahl als einzige Lichtquelle… nein Danke! So konnten wir unseren Raum in Ruhe und bei Licht inspizieren – es war alles sauber! – krochen müde in unser Bett und schliefen selig durch.

Die Fahrt nach Semuc Champey war wirklich kein Zuckerschlecken… Als wir endlich ankamen, mussten wir uns die Pracht des Flusses und der Pools erst mal verdienen: nach einem ultra-steilen Aufstieg, hechel-hechel, zum Aussichtspunkt Mirador wurden wir mit einem wunderschönen Ausblick belohnt! Beim anschliessenden Abstieg schlotterten uns die Knie… Als wir dann endlich in einen kühlen Wasserpool steigen konnten, war die Abkühlung herrlich und verdient, das Wasser klar und wir konnten es in vollen Zügen geniessen! Natürlich trafen wir Ayelet & Uri wieder und hörten uns die Horrorstory der Nacht an (Ayelet schlief in ihren Kleidern…) – und waren froh über unsere Übernachtungsentscheidung! Übrigens, der Fluss fliesst hauptsächlich unterirdisch und formt damit indirekt eine Brücke aus Kalkstein. Über die Jahrhunderte bildeten sich auf der Kalksteinbrücke diese idyllischen Pools mit türkis-farbenen Wasser, welche wie eine Kaskade sich weiter unten wieder mit dem Fluss vereinen.

Nach einer weiteren Nacht in Coban ging es schliesslich nach Flores, eine Halbinsel im Lago de Peten Itza. Das war unsere Basis für den Besuch der Maya-Ruinen von Tikal. Die Reise dahin brachten wir natürlich wieder in einem Shuttle hinter uns – nur dieses Mal hatten wir den Bus ganz für uns alleine! Beim Raststopp trafen wir Ayelet & Uri wieder, sie waren bereits 3 Stunden länger unterwegs, der Bus mit Reisenden voll gepackt und die Fahrt wohl ganz und gar nicht angenehm – tja…
Flores selbst ist ein herziges Quartier mit vielen Unterkünften und leckeren Restaurants. Nach Tikal ist es eine rund 2 stündige Fahrt und die machten wir bereits morgens um 4 Uhr, damit wir auch vor dem grossen Ansturm und der Hitze die Ruinen in aller Ruhe geniessen konnten. Dies war eine weise Entscheidung, denn wir waren überall praktisch die Einzigen. So wanderten wir zwischen den alten Tempeln, Palast-Ruinen, Wiesen und Erdhügel mit noch immer verborgenen Maya-Gebäuden umher. Wo man konnte und durfte, stiegen wir natürlich die steilen Treppen hoch und genossen teilweise spektakuläre Ausblicke über den Urwald und die Tempelanlagen. Nach vier Stunden hatten uns die Ruinen geschafft und mit einem guten Eindruck von diesen beeindruckenden Bauten der Maya ging es zurück nach Flores – Dusche und Bett warteten bereits auf uns! 🙂

Unsere Reise führte uns am nächsten Tag direkt weiter nach Mexiko, mit einem Zwischenstopp in Belize City. Die Busfahrt war mal wieder ein Beispiel dafür, wie die Backpackers ausgenommen werden: der angeblich ach-so-komfortable Bus war schlicht und ergreifend ein bisschen besser und grösser als die Shuttles, aber auch nicht viel mehr. Das Ticket für den Sitzplatz war nicht nummeriert, somit galt „first comes, first serves“(wer zuerst kommt, kann wählen). Und damit war auch klar, dass wir als Erste in den Bus steigen wollten, um uns die besten Plätze zu sichern, immerhin waren wir wieder für 7 Stunden unterwegs. Ergo spazierten wir am Morgen um die halbe Insel zum ersten Stopp des Buses – wie sich herausstellte eine weise Entscheidung, denn wir wären so ziemlich die Letzten gewesen, die aufgegabelt worden wären… Allerdings ging es noch eine Stufe schlechter: die Busse hatten nämlich noch ausklappbare Gangsitze mit einer schiefen Rückenlehne bis zur Hälfte des Rückens – und tatsächlich, auch diese Sitze wurden noch verkauft! So hatte ich einen leidenden Sitznachbar neben mir, er tat mir wirklich leid, aber lieber er als ich… 🙂 Übrigens, die Busfahrt dauerte dann schliesslich 12 Stunden „ächz“.

Belize mussten wir leider aus Zeitmangel streichen, dafür wollten wir die letzten 5 Tage nochmals schön relaxt am Strand von Tulum und Playa del Carmen verbringen. Davon dann mehr in einem unserer letzten Berichte, irgendwann die nächsten Tage wahrscheinlich… 🙂

Somit war unser Guatemala-Abenteuer auch zu Ende – und das ganz ohne Vorfall. Dank den Shuttles reisten wir immer mit einem sicheren Gefühl, in Städten bewegten wir uns vorsichtig und so können wir keine Schauermärchen oder Strassenabenteuer erzählen… 😉
Das Land selbst ist sehr schön, aber durch unser straffes Programm und den Verzicht auf lokale Transportmittel sahen wir wirklich nicht viel mehr als die Highlights, leider, und auch die nur immer ganz kurz. Locker lässt sich wesentlich mehr Zeit verbringen, nur schon alleine mit der Erkundung von Antigua oder einfach mit der einen oder anderen Wanderung auf einen der spektakulären Vulkane.

… ja, und jetzt sind es tatsächlich nur noch wenige Tage bis wir zu Hause landen… wir geniessen noch unsere letzten Tage in Florida und New York…

Hui, bis bald also!
Sara und Tanja