Australien VI – Der Südwesten: Perth – Esperance – Perth

9 03 2011

31.1.2011-9.2.2011

Montagmorgen, 31.01.11: Um 8 Uhr ging der Flieger nach Perth, das bedeutete eine unmenschlich frühe Weckzeit – und das nach einer langen Nacht am Australian Open-Finale und anschliessendem Packen. Nach unserer Ankunft schnappten wir unseren Wicked Camper, der uns die nächsten zwei Monate um die Westküste, in den hohen Norden, durch die Mitte Australiens und entlang der Great Ocean Road an der Südostküste bis nach Sydney bringen sollte. Noch schnell eine SMS an Mi schicken, dass wir nun hier sind, Proviant einkaufen und dann los Richtung Fremantle, das südlich von Perth liegt. Wir trafen uns mit Mi irgendwo in einem Park und ihr könnt es euch vorstellen, es gab viel zu erzählen! 🙂

Di und Mi, 1./2.2.11:
Am nächsten Morgen dann starteten wir unsere Rundreise von Perth in den Süden: Wir wollten in rund 10 Tagen wieder zurück in Perth sein und dazwischen die schönsten Strände sehen, ein weiteres Winetasting geniessen und uns die tollen Küstenabschnitte, Nationalparks und was es auch immer noch so an Sehenswürdigkeiten gab, angucken. Von Wicked bekamen wir ausserdem eine Liste von Plätzen, an denen man kostenlos (und sicher) über Nacht stehen konnte – wir waren bereit für unser Abenteuer!

Wir gondelten also langsam los. Nahmen jeden Scenic-Drive, den wir kriegen konnten – und plötzlich sahen wir doch tatsächlich in der Nähe von Busselton einen Delphin schwimmen! Schnell anhalten, aussteigen, Kamera packen und klick, klick, klick. Lustig war’s, wie er doch tatsächlich mit den Fischen spielte, diese durch die Luft warf und ihnen nach schwamm – wir wurden bestens unterhalten! Weiter ging’s und langsam näherte sich der Abend. In den kleineren Städten entlang am Meer trafen wir an jedem Ortseingang und an jedem schönen Strand auf die immer gleich lautenden Schilder: „Camping verboten“ und das Schlafen im Auto explizit mit aufgezählt… Ojeeee, wo nur sollten wir übernachten? Schliesslich fragten wir ein paar andere Campers und die meinten dann, hier gäbe es wohl keinen Platz, es sei denn man wolle eine Busse bezahlen oder stehe morgens ganz früh auf um vor dem Ranger unterwegs zu sein… Sie würden sich jetzt auf den Weg nach Margaret River machen und irgendwo beim Highway stehen bleiben. Wir schlossen uns ihnen an und es wurde immer später und dunkler. Ihre Schlafplatzwahl – eine dunkle Parkbucht am Highway – war uns aber doch etwas zu unheimlich, also fuhren wir weiter. Am Eingang zu Margaret River trafen wir dann auf einer sog. „Rest Area“ (gut ausgebaute Plätze mit Parkbänken, Grillstellen und Toiletten) auf unzählige Campers. Wir stellten uns dazu und fielen gleich todmüde ins Bett – endlich schlafen! Geweckt wurden wir schliesslich durch ein Klopfen an der Scheibe – huch, was war los? Eine Stimme rief etwas. Sollten wir uns schlafend stellen? Doch rausschauen? Ich versuchte gut zu hören, schliesslich waren ja noch viele andere Camper mit uns, also mussten mehrere geweckt werden – aber da war nichts. Hmm. Vorsichtig schaute ich mal vorne raus und stellte fest, dass wir ganz alleine waren! Wie das nur? Da klopfte es nochmals, diesmal öffneten wir die Tür. Eine nette Rangerin begrüsste uns und erklärte gleich, dass es nicht erlaubt sei hier zu campen, dass wir dafür mit je AUD 100.– gebüsste werden könnten, aber dass sie es jetzt bei einer Verwarnung beliesse. Uff. Alle Ausreden nützten nix („wir kamen spät an“ etc.). Nun gut, nochmals Glück gehabt! Wir also rausgekrabbelt aus unserem zu Hause und tatsächlich, der ganze Platz leer! Wo nur waren alle hin und vor allem wann? Wir hatten nichts gehört und standen als einzige auf dem vor ein paar Stunden noch übervollen Platz. Es war nun 6.30 Uhr, der Himmel strahlend blau. Was tun? Ab zum Strand! 🙂 Dort fanden wir ein richtig schönes Plätzchen, türkisblaues Meer und ein Strand-Café mit Blick über die ganze Bucht. Während Sara beim Kaffee den Morgen begrüsste, entschied ich mich für eine kurze Joggingrunde entlang den Meeresbuchten und sprang anschliessend ins kühle Nass – herrlich! Und zur Belohnung gab’s danach auch für mich noch einen Kaffee. Nach dem abrupten Aufwachen war das ein toller Start in einen wunderschönen Tag! Wir suchten uns einen Campingplatz, genehmigten uns eine Dusche, machten Frühstück und los ging’s zum Winetasting. Beim Visitor Center gab es eine grosse Übersichtskarte mit unzähligen Weingütern, ein paar Empfehlungen und schon standen wir an der Theke des ersten Weinguts und degustierten deren Weine. Und wir hätten gleich alle Weine kaufen können: Ein Wein nach dem anderen schmeckte uns besser – am Ende beschränkten wir uns auf den Kauf von 4 Flaschen, was für uns schon eine ganze Menge war (gäll Aytül?!). Natürlich ging es weiter und wirklich, wir fanden noch weitere nette, schöne Weingüter mit feinen Weinen. Ganz zum Schluss landeten wir in der Schoggi-Fabrik. Pseudo-interessiert versuchten wir zu verschleiern, dass wir am liebsten gleich in die Probierschüsseln gesprungen wären und uns in der Schokolode gebadet hätten, so gierig waren wir… 😉 Um den Tag abzurunden machten wir den letzten Stopp bei der Käsefabrik und probierten uns noch durch die Cheddars in allen Variationen (anderen Käse kennen die Australier nicht). Glücklich und zufrieden landeten wir auf unserem Campingplatz – gerade richtig um den Abend mit Entspannen, Waschen und Pasta futtern ausklingen zu lassen. Das war ein aufregender Tag!

Nein, ich werde die anderen Tage nicht auch so ausführlich schildern, so aufregend wurde es nämlich nicht mehr 😀

Do, 3.2.11:
Wir gönnten uns noch einmal einen Frühstückskaffee in unserem neuen Lieblingscafé und genossen den Blick aufs Meer. Danach folgten nochmals eine kurze Weindegustation und anschliessend eine lange Autofahrt (von denen wird es in den nächsten Wochen noch viele geben!) mit Halt in Augusta und dem Leuchtturm von Cape Leeuwin. Weiter ging’s zum Bicentennial Tree im Karri Wald bei Pemperton, welcher 75m hoch ist und den man besteigen kann. Früher waren diese Bäume wichtige Aussichtstürme zur Entdeckung und Beobachtung von Waldbränden. Heute darf man sie als Tourist auch besteigen, haben wir aber nicht getan: es war uns zu hoch und zu unsicher, aber die Aussicht wäre bestimmt traumhaft gewesen. Die Nacht schliesslich verbrachten wir an einem Geheimtipp (nur Einheimischen bekannt), versteckt an einem einsamen Flussufer – eine Gratis-Nacht, diesmal vom Ranger nicht gefunden.

Fr, 4.2.11:
Gleich als erstes machten wir uns auf den Weg zum „Valley of the Giants“ und dem „Tree Top Walk“. Durch die Baumkronen riesiger Bäume konnte man auf einem Weg die Höhe dieser „Giants“ (Riesen) und die Weite der Wälder erleben. In früheren Zeiten parkten die Besucher ihre Autos sogar in den Wurzeln dieser Giants, so mächtig und „geräumig“ war ein solcher Baumstamm!

Weiter ging’s zu den Elephant Rocks (Elefanten-Felsen) und dem Greens Pool (grüner Pool) an der William Bay bei Denmark: ein herrlicher Küstenabschnitt und bei etwas wärmeren Temperaturen hätten wir im Pool auch baden können… Schliesslich landeten wir in Albany, wo wir das Whale World Museum besuchten: es war dies eine der letzten in Australien betriebenen Fabriken, in denen die gefangenen Wale geschlachtet und weiter verarbeitet wurden. Eine eindrückliche und toll gemachte Ausstellung! Zum Schluss reichte es gerade noch für die weiteren Sehenswürdigkeiten an der Küste von Albany, welche alle im nahen Torndirrup Nationalpark lagen: die Blowholes, die Natural Bridge und The Gap eine 24m hohe Klippe, der Ort, an dem einst die Antarktis und Australien verbunden waren.
Hier trafen wir auch auf Chuck und Terry und kamen mit ihnen ins Plaudern. Da wir beide kein Abendprogramm hatten und uns ganz nett fanden, entschieden wir, dass wir zusammen Essen gehen könnten. Es wurde ein äusserst unterhaltsamer Abend. Die beiden hatten auch richtig Mitleid mit uns zwei Armen. So boten sie uns ihre Dusche im Motel an (welche wir GERNE benutzten!), wir durften vor ihrer Zimmertüre übernachten und räumten dann gleich am anderen Morgen auch noch das Frühstücksbuffet des Motels ab 😀

Sa, 5.2.11:
Gestärkt von dem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg in die Stirling Ranges. Sara hatte da über eine kleine Wanderung gelesen, eine gaaanz kurze nur – wobei Terry sie ja bereits darauf vorbereitet hatte, dass diese dann vielleicht doch nicht so kurz sei, wie sie meine… Egal, wir also dahin und vor uns erhebt sich einfach ein riesiger Berggipfel – eine kurze Wanderung?? Mir kamen unsere Erlebnisse mit dem Tafelberg in Südafrika wieder in den Sinn, wo ich ihr hinterher gehechelt bin… Und genau so wurde es auch hier: die Wanderung auf den Bluff Knoll sollte geschätzte 3-4 Stunden dauern, wir brauchten 2 Stunden 40 Minuten, inklusive Pausen und Fotostopps! Ich war am Ende!! Das war genug Tagesprogramm, den Rest verbrachten wir auf einer weiteren langen Autofahrt nach Hopetown, einem Städtchen am Meer, an dem man nicht gewesen sein muss, es sei denn, man wollte in den Nahe gelegenen Fitzgerald River Nationalpark. Wollten wir nicht – was war hier falsch?

So, 6.2.11:
So machten wir uns gleich am nächsten Morgen auf um nach Esperance zu kommen. Dort entschloss sich Sara für den Great Ocean Drive und ich setzte mich ins nächste Café am Strand und liess es mir von A-Z gut gehen! Sara genoss die Aussicht und die schönen Strandabschnitte von West Beach, Twilight Cove, etc. und dem Pink Lake. Dieser See schimmert tatsächlich pinkfarben, wegen der Algen. Am Abend brausten wir noch schnell und bei schon einbrechender Dunkelheit weiter zum Cape Le Grand Nationalpark.

Mo, 7.2.11:
Früh machten wir uns auf, denn heute hatten wir ein dichtes Programm. Da das Wetter nicht das Wärmste und Schönste war, wollten wir so schnell wie möglich zurück nach Perth an die Wärme. Davor aber galt es die Sehenswürdigkeiten des Nationalparks zumindest im Schnelldurchlauf anzuschauen, immerhin sollte es hier angeblich die schönsten Strände von Western Australia geben! Also auf und hoppla: waren das nicht drei Kängurus vor unserem Camper? Aber klar doch, her mit der Kamera und nicht mehr bewegen! Aber es nützte alles nichts, nur schon die minimalsten Bewegungen waren den Kängurus bereits zuviel Aufregung und sie hoppelten langsam davon. Macht nichts, wir hatten sie gesehen und auch von ganz nah fotografiert 🙂 Gerade als wir los wollten, kam der Ranger. Ob wir hier vor dem Camping geschlafen hätten, wollte er wissen. Klar, haben wir, wo sonst, das Camp war ja voll und wir kamen mitten in der Nacht an, wo nur hätten wir hin sollen? Tja, dafür müsse er uns eine Busse von AUD 1000.-!!! geben, denn dies sei nicht erlaubt und wir hätten zum nächsten Camp weiterfahren müssen. Aha, wieder schlauer. Aber Busse? Naja, er zeigte sich gnädig und beliess es bei der Verwarnung (seine Kollegen seien angeblich nicht so nachsichtig…). Immerhin bezahlten wir die Campinggebühr, und zwar dafür, dass wir nicht auf dem Campingplatz gestanden hatten…

Anschliessend war eine weitere kurze (!!) Wanderung vorgesehen, auf den Frenchmans Peak (Franzosen-Gipfel). Wir brauchten 25 Minuten und nicht die vorgegebene Stunde – ich natürlich wieder hechelnd! Der Blick von da oben über den Nationalpark war atemberaubend. Danach die Strände Hellfire Bay und Lucky Bay, wirklich wunderschön und bei entsprechenden Badetemperaturen sicherlich herrlich zu geniessen. Nicht aber heute und so machten wir uns auf den Weg zurück nach Perth, rund 800 km lagen also vor uns. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 90-100 km/h doch eine Mehr-Stunden-Fahrt! Unser Zwischenstopp beim Wave-Rock (ein Fels in der Art einer Welle geformt) war dann eher ein Reinfall: zu viele lästige Fliegen und Eintrittsgeld für einen Felsen – wir waren schnell wieder unterwegs! Die Nacht schliesslich verbrachten wir auf einem hellen Parkplatz mitten in York, der ältesten Stadt in Westaustralien und Nahe Perth. Wir waren so müde, dass wir gleich ins Bett fielen.

Di, 8.2.11:
Den Tag danach wollten wir im Swan Valley mit einer weiteren Winetasting-Tour durch die vielen Weingüter verbringen. Also früh auf und los Richtung Visitor Center, um uns noch mit einer Übersichtskarte und guten Tipps („wo finden wir die besten Süss- und Dessertweine?“) einzudecken. Zu unserer Freude gesellte sich ganz spontan Mi dazu. Natürlich gab es wieder viel zu erzählen, schliesslich hatten wir uns 10!!! Tage nicht mehr gesehen – wir kamen kaum zum Probieren 😉 Den einen oder anderen leckeren Wein fanden wir dann doch, allerdings auch vom einen oder anderen „Tiefflieger“ begleitet. Leider hatten viele, wirklich viele Weingüter genau an diesem Tag geschlossen und das Icecream-Tasting wie auch das Nougat-Tasting waren eher ein Witz – nun gut, da hatten wir wieder was zu lachen! Dafür schmeckte uns das Honigprobieren sehr und der Typ hatte uns auch gleich einen Tipp, wo wir unseren Hunger stillen konnten: ein feines Café, nicht weit weg, auch mit Vegi-Essen. Wir also hin und obwohl das Ambiente eher alternativ angehaucht war, pflanzten wir uns mittenrein – schliesslich hatten wir Hunger! Ab der Speisekarte waren wir dann alle eher weniger begeistert (es gab nur Vegi-Gerichte!), Sara jedoch durfte sich nichts anmerken lassen, schliesslich waren wir wegen ihr hier gelandet. Mi und ich konnten jedoch nicht genug betonen, was für ein Opfer wir hier erbrachten – furchtbar gerne hätten wir einfach einen Schinken-Käse-Toast gehabt, das hätte uns ja schon gereicht… Tja, irgendwie hat der Lunch genau zum Tag gepasst und noch passender wurde es, als mich dann auch noch eine Kopfweh- und Übelkeitsattacke befiel – somit fand unser glorioser Tag ein „würdevolles“ Ende 🙁

Am nächsten Tag (Mi, 9.2.11) war Sightseeing in Perth angesagt und abends „Dinner“ mit Terry und Chuck. Wir genossen den Tag und das Nichtstun, erkundeten den botanischen Garten, bummelten ein bisschen durch die Strassen und erholten uns in Cafés. Zudem kauften wir die letzten Notwendigkeiten für die langen, einsamen Fahrten in den Norden ein: ein Leintuch für unser Bett – wir wollten nicht mehr im Schlafsack schlafen! Und ein Englisch-Grammatikbuch – ein bisschen Wiederholung könnte uns nicht schaden, ein bisschen Kopfarbeit auch nicht und ausserdem muss uns ja was wach halten… Mit Terry und Chuck gingen wir asiatisch essen, bevor wir uns dann bei ihnen zu Hause noch unsere günstigen DVD’s aus Vietnam auf den Laptop kopierten (u.a. Damages Season 1-3 mit Glenn Close und Salt mit Angelina Jolie) und uns bis morgens um 2 Uhr über alles, was einem so im Leben bewegt, unterhielten.

Ja, und dann hiess es: los geht’s ab in den Norden! Früh auf, Duschen und fertig machen und gleich als erstes zu Wicked Camper düsen, denn unser Camper hatte nur ein Fenster hinten und das war uns zu wenig für den Norden und die Hitze, die uns dort erwartete – etwas Durchzug wollten wir uns dann schon gönnen können! Nach etwas Wartezeit bekamen wir einen anderen Camper, nicht mehr so neu, aber auch ein Guter, versicherten sie uns, und wir rollten los. Zirka 6’000 Kilometer erwarteten uns bis Darwin, wo wir spätestens am 3. März sein wollten. Von dort sollte es dann einen kurzen Abstecher an den Mardi Gras nach Sydney geben, die Flüge waren bereits gebucht, bevor wir unsere Fahrt durch die Mitte Australiens zurück in den Süden fortsetzen wollten.

Aber davon dann in den nächsten Berichten 🙂

Mached’s guet und ganz liebi Grüess
Sara und Tanja



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