Kambodscha
4 12 2010Teil 1:
Wenn einer eine Reise tut oder unsere Einreise nach Kambodscha
Wie nur sollten wir nach Kambodscha einreisen? Das war die Frage, die uns sicherlich 2 Tage beschäftigte. Der Reiseführer sagte, dass die Einreise mit dem Bus über holprige Strassen führe und die reinste Touristenabzocke sei: zuerst in Bezug auf den Preis des Bustickets von Bangkok nach Siem Reap, danach die Visa-Beschaffung am Zoll und zuletzt in Bezug auf die Unterkunft selbst in Siem Reap. Das EDA empfiehlt, diese Gegend zwischen Thailand und Kambodscha nicht zu bereisen. Und der Flug nach Siem Reap kostete 270 USD pro Person. Schliesslich entschieden wir uns trotz allem für den Bus.
Nachdem Sara’s Eltern durch den Zoll am Flughafen von Bangkok waren, machten wir uns auf den Weg zu unserer Übernachtung in Bangkok. Es war kurz vor Mitternacht, als wir schliesslich in einem Guest House in der Khao San (DER Strasse für Backpackers) ein Zimmer bezogen. Die Busse nach Siem Reap würden alle frühmorgens losfahren, informierte uns das nette Mädchen am Empfang und ein Bus-Ticket koste 750 Baht (rund 24 CHF). Da sassen wir also und überlegten: war der Preis zu hoch und wenn ja, wie viel wohl? Noch einen zusätzlichen Tag in Bangkok verbringen und Preise vergleichen? Oder gleich ins Bett kriechen, wahrscheinlich etwas zuviel bezahlen und dafür morgen früh gleich weiter? Wir wussten nicht so recht und schliesslich, nach einigem Hin und Her, handelten wir den Preis noch etwas runter und kauften die Tickets im Bewusstsein, dass sie wahrscheinlich immer noch zu teuer waren. Egal, ab in die Heia, denn in weniger als 5 Stunden mussten wir wieder raus aus den Federn.
Es ging noch eine gute Weile, bis der Bus am Morgen endlich startete. Während dessen bekamen wir auch unfreiwillig mit, was unsere Mitreisenden bezahlt hatten: 350-450 Baht – also reingetappt in die Touristenfalle Nummer 1… Aber wir hatten es uns schon nach dem Kauf vorgenommen: wir wollten uns darüber nicht aufregen und taten es auch nicht. So war es halt, Punkt. Die Fahrt selbst war nicht all zu schlecht und zum Mittagessen hielten wir rund 7 Kilometer vor der Grenze in einem Guest House der Company. Wir wollten nichts Essen, sollten aber ein Formular für das VISA ausfüllen und ein Foto dazulegen. Klaro, machen wir. Als sie es einsammelten, wollten sie 40 USD dafür. Wir meinten, uns verhört zu haben und protestierten, denn das VISA kostete lediglich 20 USD. Ja, schon, erwiderte der Verantwortliche uns, aber sie bieten uns diesen Service an und der koste halt etwas mehr. Falls wir von diesem Service nicht profitieren wollten, dann müssten wir sicherlich 3 Tage warten, bis wir das VISA überhaupt bekämen! Tja und jetzt begannen die Diskussionen: da seien wir nicht so sicher und ausserdem sei uns dies beim Ticketkauf auch überhaupt nicht kommuniziert worden. Deshalb bestanden wir darauf, entweder den Service für 20 USD zu bekommen oder das VISA am Zoll selbst zu besorgen. Nun, das gehe leider nicht, da die Gruppe dann auf uns warten müsse… Aber sie könnten uns mit einem anderen Bus nach Siem Reap bringen, wenn wir wollten. Nein, das wollten wir ganz und gar nicht! Immer nett lächelnd machten wir ihm klar, dass wir bereits ein teures Busticket gekauft hatten, sicherlich mehr bezahlt hätten als manch ein anderer und deshalb auch darauf bestanden, mit der Gruppe auch nach der Grenze weiterzufahren. Andernfalls hätten wir gerne das Geld für das Ticket zurück. Alternativ könne er uns jetzt an die Grenze fahren, während die anderen zu Mittag essen und auf ihr VISA warteten, und wir könnten in dieser Zeit unser VISA besorgen, um dann zeitgleich mit dem Rest der Gruppe weiterzureisen. Dieser Gedanke schien im zu gefallen und nachdem auch drei SlowakInnen sich uns anschlossen (welche übrigens noch mehr als wir für das Busticket bezahlt hatten…), wurden wir zum Zoll gefahren, samt Gepäck – der Rest der Gruppe bezahlte den Service ohne mit der Wimper zu zucken… Von den drei Tagen Wartezeit war übrigens ganz schnell keine Rede mehr. Allerdings waren wir uns gar nicht sicher, ob das Ganze am Ende aufgehen würde, aber ein Versuch war’s wert! So marschierten wir dann über die Grenze, zuerst durch den Zoll von Thailand – kein Problem. Dann durch den Gesundheits-Checkpoint von Kambodscha – noch immer kein Problem. Dann standen wir nach einem längeren Fussmarsch vor dem Zoll von Kambodscha, aber ohne VISA… Da hatten wir wohl etwas verpasst, also wieder zurück zum VISA on-Arrival-Schalter. Die netten Beamten gaben uns ein Formular, das wir brav ausfüllten, Foto dazuklebten, 20 USD überreichten und dann ging’s ans Warten. Knappe 5 Minuten später bekamen wir die Pässe zurück mit einem schön eingeklebten VISA – und machten uns wieder auf den Weg zum Zoll. Ein paar Minuten später waren wir durch – alles ganz problemlos. Somit Touristenfalle Nummer 2 erfolgreich umschifft. Und jetzt stellte sich die grosse Frage: war unsere Gruppe schon durch oder nicht? Wir stellten fest: nein, sie war es nicht. Nach einer halben Stunde oder etwas mehr kam der erste unserer Gruppe über den Zoll und schliesslich machten wir uns dann zu 6st erstmal auf den Weg zum Bus. Der war bereits gefüllt mit anderen Gruppen, trotz allem verzögerte sich unsere Abfahrt und als wir dann losfuhren, zeitgleich wie der Rest unserer Gruppe mit einem anderen Bus, war es schon später Nachmittag. Eine Stunde vor dem Ziel gab es eine weitere Essenspause und als wir uns schliesslich langsam Siem Reap näherten, wurden wir darüber informiert, dass bei einer super-Unterkunft Endstation sei und wir dort Zimmer zu günstigen Preisen bekommen könnten, blablabla. Touristenfalle Nummer 3 zugeschnappt. Allerdings ohne uns, wir wussten wohin wir wollten, liessen uns von einem Tuk-Tuk-Fahrer für 1 USD dahin kutschieren und fanden ein tolles Zimmer, das wir noch um 5 USD runterhandelten. Somit hatten wir unsere Bleibe für die nächsten 4 Nächte gefunden: schön ruhig gelegen und doch in der Nähe des Geschehens.
Fazit: Alles gut gegangen und am Ende für das Gesamtpaket auch einen ganz passablen Preis bezahlt. Wir waren vollauf zufrieden 🙂
Teil 2:
Die Tempel von Angkor – UNESCO-Weltkulturerbe
Angkor wurde zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert errichtet und war Hauptstadt und Zentrum des Khmer-Reiches, welches sich zu jener Zeit von Myanmar bis nach Vietnam erstreckte. Während ihrer Blütezeit lebten dort 1 Mio. Menschen. Nach dem Niedergang des Khmer-Reiches verfielen die Tempelanlagen und erst anfangs 1900 begann man, mit Hilfe vor allem von französischen Archäologen, die Ruinen wieder aufzubauen und zu restaurieren. Zwischenzeitlich wurden die Arbeiten während des Regimes von Pol Pot unterbrochen und Teile davon mutwillig wieder zerstört. Was man heute noch Besichtigen kann, sind unzählige Ruinen und restaurierte Tempelanlagen, welche weitläufig verteilt sind und wofür man schnell einmal mehrere Tage benötigt.
Wir begannen ganz früh morgens mit unserem Rundgang, dann sind die Temperaturen noch human und die Menschenmassen halten sich in Grenzen. Angkor Wat, DAS Wahrzeichen, MUSS man dabei bei Sonnenaufgang besichtigt haben und so starteten wir morgens um 4.30 Uhr mit unserem Tuk-Tuk-Fahrer. Wir suchten uns den Weg zum idealen Foto-Spot, wo die ersten Reihen bereits von einer Fotoschule belegt waren. Aber wir fanden ein schönes Plätzchen und harrten auf die Sonne. Die sich leider nicht richtig zeigte, sondern hinter einer Wolke versteckte, weshalb wir uns vorzeitig auf die Erkundung der Tempelanlage machten. Eine gute Entscheidung, denn ganze Herscharen von Touristen warteten noch darauf, dass sich die Sonne zeigen würde und so waren wir fast alleine auf unserer Tour.
Nach Angkor Wat besichtigten wir die befestigte alte Stadt Angkor Thom, welche in ihren Stadtmauern einige Monumente „beschützt“:
- der Tempel Bayon, dessen unzählige Türme mit dem Gesicht des Buddha des Mitgefühls verziert wurden und die einem damit das Gefühl geben, unter ständiger Beobachtung zu stehen
- der Tempel Baphuon, eine pyramidenförmige Darstellung des Bergs Meru (im Buddhismus der heilige Berg)
- die Terrasse der Elefanten, eine monumentale, 300 Meter lange Terrasse, verziert mit Elefantenreliefs. Sie diente als Audienzsaal ebenso wie als Exerzierplatz für Zeremonien und Paraden
- der Tempel Phimeanakas, ursprünglich als kleiner Staatstempel errichtet
- die Terrasse des Lepra-Königs, eine aus Stein gehauene Plattform mit einer mysteriösen Statue – woher der Name kommt, ist nicht ganz klar
Anschliessend warteten auf uns die Tempel
- Thomannon und Chau Say Tevoda, zwei kleine Tempel, die zuletzt 1935 restauriert wurden und noch in gutem Zustand sind
- Ta Keo, eine 14m hohe Pyramide mit 5 Türmen, welche dem Gott Shiva geweiht sind. Sara liess keine Ausreden gelten, ich musste die steilen Treppen mit hochklettern… und
- Ta Prohm, ursprünglich eines der grössten Bauwerke, heute vom Dschungel und mit riesigen Bäumen verwachsen – hier wurde auch der Film Tomb Raider gedreht!
Danach gaben wir auf – es war immerhin schon 13 Uhr, die Füsse taten uns weh, es war heiss und wir waren einfach nur müde!
Am Tag danach starteten wir morgens um 6.30 Uhr, wieder mit Angkor Wat, dieses Mal direkt mit der erneuten Besichtigung der Tempelanlage. Anschliessend schauten wir uns die Tempel Preah Khan (ehemals eine buddhistische Universität), Preah Neak Pean (ein Turm, umgeben von viereckigen Wasserbassins) und Ta Som (ein kleinerer Tempel, dessen Tor ebenfalls von einem Baum komplett überwachsen ist) an, bevor wir uns wieder gegen Mittag zurück ins Hotel kutschieren liessen. Wir gönnten uns etwas Erholung (ich mir ein Schläfchen) und am späteren Nachmittag ging es dann nochmals los, um den Sonnenuntergang auf den Tempel Pre Rup zu geniessen.
Wir beschlossen, dass 2 Tage Tempelbesichtigung genug für uns waren – und wir hatten noch lange nicht alles gesehen! Aber es war eindrücklich und so ganz anders als z. B. das, was ich von Griechenland kenne, wo oftmals einfach nur ein paar Steine herumliegen und man sich vieles plastisch vorstellen muss. Nein, die Tempel waren teilweise total restauriert oder aber um die verfallenen Tempelmauern türmten sich die auseinander gefallenen Steinblöcke richtig übereinander und in den Verwachsungen mit den riesigen Bäumen zeigte sich sozusagen der „Zahn der Zeit“. Wirklich sehr eindrücklich und umwerfend schön!
Teil 3:
Von Siem Reap nach Sihanoukville und Phnom Penh
Am nächsten Tag organisierten wir unserer Weiterreise nach Sihanoukville mit dem Nachtbus. Das bedeutete: packen, auschecken, Gepäck lagern, in der Stadt das Busticket besorgen und den Nachmittag im Cafè verbringen: lesend, Berichte schreibend (Nepal lässt grüssen!) und im Internet surfend. Übrigens, in Siem Reap kann man herrlich seine Nachmittage und Abende verbringen, in den diversen herzigen Strassencafés, Bars und Restaurants – eigentlich hätten wir auch problemlos noch einige Tage länger bleiben können… Aber wir wollten Strand und der Nachtbus brachte uns dahin 🙂 Auf Empfehlung fanden wir ein schönes Guest House, wo wir nach unserer Ankunft um 6 Uhr morgens erstmal frühstücken durften: mmhh, frische Baguettes, feiner Käse – lecker! So gestärkt, mieteten wir einen Roller und erkundeten den Strand und diskutierten unsere Alternativen: hier länger bleiben oder weiter nach Vietnam? Roger spielte ab Sonntagnacht am Masters in London im 2-Tagerhythmus, und das bedeutete: entweder blieben wir hier für 1 ½ Wochen oder wir müssten gleich am nächsten Tag weiterreisen und uns in Vietnam am Strand von Mui Ne eine schöne Bleibe mit TV suchen – dort hatten wir ja sowieso geplant, auch etwas länger zu bleiben. Schliesslich entschieden wir uns für die Weiterreise. Also hiess es, beim vietnamesischen Konsulat das VISA zu besorgen und ein Busticket nach Phnom Penh zu kaufen. Den Abend verbrachten wir in den schönen Strandbars beim Cocktail schlürfen…
Unser Aufenthalt in Phnom Penh war durchgetaktet, zumal wir nur einen Nachmittag hatten: als wir kurz nach dem Mittag ankamen, mussten wir zuerst eine Unterkunft finden, wollten das Museum über die kambodschanische Greueltaten zu Pol Pots Zeiten und die Massengräber besuchen und brauchten dann noch ein Ticket nach Ho Chi Minh City (kurz HCMC oder Saigon). Das Zimmer hatten wir schnell, auch wenn wir uns etwas Besseres vorgestellt hatten… aber für eine Nacht waren wir nicht anspruchsvoll. Unser Tuk-Tuk-Fahrer brachte uns anschliessend zu den weiteren „Sehenswürdigkeiten“ – wir sahen ein Stück Zeitgeschichte, welches ein bedrückendes Gefühl hinterlässt, vor allem, wenn man bedenkt dass seither erst 30 Jahre vergangen sind (Pol Pot ergriff die Macht 1975 und herrschte bis 1979, in dieser Zeit fand eine massive Umsiedlung der Bevölkerung statt und es starben rund 1 Mio. Kambodschaner, viele von ihnen in Straflagern).
Zurück im Hotel kamen wir kurz ins Schwitzen, denn es stellte sich als schwierig heraus, noch Bustickets nach HCMC zu bekommen. Aber über ein paar Umwege schafften wir schliesslich auch das und freuten uns auf unser Bett. Aber wir hatten die Rechnung ohne unsere Mitbewohner gemacht: eine schön grosse Kakerlake (eigentlich war sie riiiiiiiiesig) krabbelte um unser Klo – das fanden wir gar nicht toll! Aber was tun? Schliesslich waren wir beide zwei fürchterliche Angsthasen. Also runter an die Rezeption mit der Bitte um Hilfe für zwei gaaanz ängstliche Mädels… Der Junge jedenfalls, welcher uns das Vieh mit Zange und Plastiktüte entfernte, kugelte sich fast ab uns 🙂 Das war uns egal, jetzt war das Bad wieder unsers und wir waren froh, morgens bereits um 5 Uhr weiter zu müssen. Und wie wir so schön auf unseren Betten sitzen und unser Zeugs sortieren, sssssss fliegt doch tatsächlich die nächste riesen Kakerlake ins Bad! Ahh-iihhhhh-Hilfe! Wir also holten wieder Verstärkung, und dieses Mal rückten sie mit einer grossen Spraydose, Schaufel und Besen an. Und für uns war es jetzt Zeit, endlich einmal unser schönes geschenktes Moskito-Netz auszupacken (thanks @ Nicole!) – wir wollten hier nicht ohne Schutz schlafen, ja, eigentlich hätten wir am liebsten gleich weitergewollt! So aber versuchten wir einzuschlafen, was uns irgendwann dann auch gelang, und nach ein paar Stunden war schon wieder Tagwach. Wir waren schnell auf den Beinen, wollten nur noch weg – erst recht, nachdem wir sahen, wer uns alles im Bad noch vom Rücken aus aber glücklicherweise leblos begrüsste… 🙁 Und so marschierten wir dann den kurzen Weg durch die Strassen Phnom Penhs zu unserem Bus. Wir hatten es gut getroffen: auf uns wartete ein für asiatische Verhältnisse äusserst komfortabler und praktisch neuer und damit unbeschädigter Car. Wie sich herausstellen sollte, waren wir die einzigen Touristen unter all den vietnamesischen Heimreisenden. Mit etwas Verspätung ging es schliesslich los. Durch den Zoll kamen wir problemlos, auch wenn es zu Beginn etwas schwierig war, den genauen Ablauf zu erfassen – in welche Reihe müssen wir, wohin mit unserem Gepäck, wo sind unsere Pässe (die mussten wir dem Busführer abgeben) etc. Aber es klappte alles problemlos, insbesondere, weil wir als Spezies Touristen hervorstachen 😉 In HCMC wurden wir dann irgendwo in einer Nebenstrasse abgesetzt – wir haben bis heute nicht rausgefunden, wo genau. So machten wir uns auf die Suche nach dem nächsten Taxi und liessen uns in die allgemein bekannte Touristen- und Backpackerstrasse fahren. Dank den paar geschenkten Tausend Dongs von Nicole und Dania konnten wir auch den Taxifahrer bezahlen (merci ihr zwei!). Kaum abgesetzt, stürzten wir ins nächste Reisebüro, organisierten die direkte Weiterfahrt nach Mui Ne und hatten bis zur Abfahrt genug Zeit, endlich etwas zu Essen und genügend Geld in vietnamesischer Währung am Automaten zu beziehen. Rundum happy kamen wir etliche Stunden später in Mui Ne an – tja, und alles weitere wird dann im Vietnam-Reisebericht verraten! 🙂
Ganz liebe Grüsse und mached’s guet!
Sara und Tanja
Kategorien : Kambodscha
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