Namibia
5 08 2010Namibia bereisen wir mit einer Overland-Tour von Nomad. Das bedeutet konkret: ein Truck (genannt Tommy), zwei Guides (Morrison fährt, Kate kocht) und 13 Reisegspänli aus Spanien, Frankreich, Holland, Deutschland, Korea, USA, England und Irland. Wir übernachten auf Campsites in Zelten, bekommen Frühstück, Mittag- und Abendessen und müssen selber abwaschen, Zelt auf- und abbauen etc.. Einige Aktivitäten sind dabei bereits mit eingeplant, so z.B. eine Tour durch die Dünen von Sossuslvei, andere können wir optional jeweils vor Ort dazubuchen. Soviel also zu den Rahmenbedingungen 🙂
Die Route führt uns von Kapstadt nach
- den Cederbergen & Orange River in Südafrika nach
- Namibia mit Stopps in Fish River Canyon, Sesriem (Sossusvlei), Solitaire, Swakopmund, Spitzkoppe, Etosha NP und Windhoek
- Botswana mit einem mehrtägigen Ausflug ins Okavango-Delta und
- Zimbabwe mit dem Schlusspunkt in Victoria Falls.
Von dort werden wir wieder mit dem Bus zurück nach Kapstadt reisen und am 18.8.2010 nach Singapore fliegen. Die detaillierte Route haben wir am Ende des Berichts eingefügt.
Mittlerweilen haben wir rund anderthalb Wochen hinter uns und wow, was haben wir schon alles gesehen und erlebt!
- Den Fish River Canyon, nach dem Grand Canyon der Zweitgrösste weltweit. Wir haben einen gemütlichen Abendspaziergang entlang dem Rim gemacht, mit herrlichem Blick in den Canyon hinein und einem wunderbaren Sonnenuntergang. Abendessen gab es dann gleich vor Ort und danach sind wir auf das Dach von Tommy geklettert und haben unter einem prachtvollen Sternenhimmel den Abend bei Bier und Gequatsche ausklingen lassen.
- In Sesriem haben wir gleich ausserhalb des Nationalparks gecampt, um am anderen Morgen den Sonnenaufgang auf der Düne 45 zu erleben und danach die Sossusvlei mit einem Guide zu erkunden (Dune 45, weil sie angeblich 45km von Sesriem entfernt ist…). Um rechtzeitig loszukommen mussten wir schon um 5.30 im Truck sitzen (ohne Frühstück), damit wir gleich bei der Öffnung der Tore des NP um 5.45 zur Düne losfahren konnten. Und das war vielleicht ein Erlebnis! Während wir noch halb verschlafen im Truck sassen und vor den Toren in etwa an 6. Stelle in der Schlange standen, raste Morrison bei Startschuss los und überholte ein Auto nach dem andern. Am Schluss „schnappte“ er sich sogar noch einen anderen Truck vor uns und raste wie in Irrer zur Düne! Dort angekommen, ging die Hektik erst richtig los: alle wollten zuerst auf der Düne sein, also gab es einen Massensprint die Düne hoch, mit dabei auch die Truppe vom anderen Truck, die hinter uns ankamen. Das war ein Schauspiel!! Nach wahrscheinlich etwa 100 m die Düne hoch, machten erwartungsgemäss schon die ersten schlapp und langsam reihte sich dann alles in eine Einerkolonne, die dem Grat entlang die Düne hochstapfte – wer will und vor allem kann schon eine rund 300m hohe Düne raufsprinten???? Einmal mehr war ich froh, dass ich ein paar Fersen vor mir hatte, an die ich mich heften konnte, dieses Mal waren es nicht Saras, die war mir weit voraus 😉 Und ihr könnt euch vorstellen, das Tempo war trotz allem immer noch alles andere als pole-pole! Wir keuchten also die Düne hoch und stapften durch den Sand der immer wieder unter unsere Fussstapfen nachgab, immer unser Ziel im Auge… Endlich, nach ca. 45 Minuten hatten wir es geschafft und setzten uns am höchsten Punkt der Düne in den Sand, erholten uns von unserem Gewaltsmarsch und warteten auf den Sonnenaufgang, die Kamera im Anschlag 🙂 Was wir dann erlebten waren tolle Momente, prächtige Farbenbilder und eine Dünenlandschaft im Morgenlicht – einfach wunderschön! Natürlich durften die obligaten Fotos (mit uns, ohne uns, von links, von rechts etc.) nicht fehlen, und dafür liessen wir uns dann auch richtig viel Zeit. Schliesslich waren wir die letzten, die sich wieder auf den Weg nach unten machten – und hatten damit freie Bahn, um uns so richtig in den Dünen hinunter zu stürzen 🙂
Unten gab es Frühstück und danach ging es weiter zur Sossusvlei. Dort erwartete uns schon Julie, eine Japanerin und unser Guide für den rund 3 stündigen Marsch durch die Dünen. Sie erklärte uns gleich zu Beginn den Tarif in dem sie uns alle erstmal auf die Ladefläche ihres Landcruisers pferchte, mitten im Nichts hielt und mit einem Augenzwinkern erklärte, dass wer sich ihrer Tour nicht anschliessen wolle, weil Japaner ja wohl nichts von der Wüstenwelt in Namibia verstehen könnten, der könne jetzt den Fussweg zurück oder weiter in die Dünen hinein alleine wagen! Alle anderen dürften bleiben und von ihrer 13 jährigen Erfahrung profitieren. Sie sei ausserdem das Beispiel dafür, wie Tiere und Pflanzen in der Wüste hier überleben könnten: durch Adaption. Denn sie sei hergekommen und habe nur Sushi und Sashimi gekannt. Hier in Namibia jedoch gebe es nur Fleisch, Fleisch und nochmals Fleisch. Was danach auf unserer Tour mit Julie folgte, war eine unterhaltsame Führung durch Landschaft, Pflanzen- und Tierwelt, gespickt mit vielen lustigen Anekdoten und Geschichten. Natürlich kamen wir viiiiel zu spät zurück zum Mittagessen, voll von Sand und eigentlich mit dem einzigen Wunsch, möglichst schnell unter die Dusche zu kommen. Aber nein, so läuft das unter dem „Regime“ von Morrison nicht: zuerst werden die Sachen gepackt, dann die Zelte abgebaut und verstaut, dann Essen gefasst, abgewaschen – und jetzt dürfen wir unter die Dusche oder in den Pool oder… aha. Jetzt, wo wir schon alles verpackt haben??? Nicht wirklich. Also zum Shop da gibt es Glacé, Portemonnaie geschnappt und los – bevor wir dann zu unserem nächsten Campsite losbrausen. Die obligate Frage von Morrison: Alles dabei, nix vergessen? Nein, nix vergessen.
Weiter ging’s zum Sesriem Canyon, welcher sich rund 30m tief in die Erde gegraben hat und 1km lang ist. Zum Abschluss unseres Spaziergangs im Canyon bekamen wir noch eine halbstündige Joga-Lektion von Tong-A, unserer koreanischen Joga-Meisterin. Wir mussten nämlich einmal mehr auf die Franzosen warten…
Bei Ankunft auf unserer nächsten Campsite in Solitaire bekamen wir wie immer die Einweisung von Morrison mit den Geheimtipps, in diesem Fall: Apple Pie (Apfelkuchen) in der Bakery (Bäckerei) gleich nebenan. Solche Tipps, das haben wir gelernt, sollte man nicht ignorieren, deshalb nix wie hin. Portemonnaie schnappen und los. Nur, wo ist das Portemonnaie??? Tja, ihr kennt mich ja: am andern Ort liegen gelassen… Und jetzt geht das Cabaret erst recht los: Morrison kann meine Leichtsinnigkeit nicht glauben, hat er doch noch extra gefragt! Kate sagt mir schon mal, dass ich mein Geld sicher nicht mehr sehen werde, wahrscheinlich mein ganzes Portemonnaie nicht. Und dann fängt die Telefoniererei von Morrison an: weil die Verbindungen schlecht sind, es ein Telefonbuch in diesem Sinn auch nicht gibt undundund, schafft es Morrison dann doch über 10 Ecken den Kontakt zum Camp herzustellen. In Kurzfassung: Ich habe mein Portemonnaie wieder inkl. meiner Kreditkarten, mit etwas Verlust an Barem. Die Übergabe erfolgte über einen anderen Guide von Nomad an einen Guide von einem anderen Touranbieter, der wiederum Morrison kannte und uns dann in Swakopmund einen Tag später das Portemonnaie überbrachte. Unglaublich! 🙂 Und ich war sooo happy – und alle die mit uns reisten, konnten mein Glück kaum glauben. Sara übrigens auch nicht, aber sie war die ganze Zeit soooooo cool geblieben (Danke!). (Mit der Hoffnung, das Tanja nun endlich ihre Lektion gelernt hat! 😉 - Nächste Station war Swakopmund: Hier blieben wir 2 Tage und hatten den Luxus von einem 2er Zimmer mit eigener Dusche. Das war herrlich! Nach Wahl konnten wir aus diversen Aktivitäten auswählen und weil einige aus unserer Gruppe sich fürs Skydiving (Fallschirmspringen) entschieden, schloss ich mich ohne gross zu Überlegen denen an 🙂 Sara wollte nicht mit 🙁 Wegen meiner Höhenangst versuchte ich möglichst davor nicht daran zu denken, was passieren wird. Von 8 waren dann Juan-Diego und ich die letzten beiden, die mit dem Flugzeug auf 10’000 Fuss hochgeflogen wurden. Eigentlich wäre das ja ein Flug mit wunderbarer Aussicht auf das Land und die Umgebung geworden, aber weil es so bewölkt war, war die Aussicht beschränkt bzw. es gab einfach eine tolle Sicht auf das Wolkenmeer, die Sonne und einen stahlblauen Himmel – es war wunderbar! Mit uns flogen neben unseren beiden „Fallschirm-Piloten“, an die wir eng gekettet wurden, auch zwei Kameramänner. Ich musste/durfte als Erste Springen: an den Rand klettern, Füsse unters Flugzeug halten, Kopf in den Nacken legen und ein grosses Lachen aufsetzen (für die Kamera) – und schon schubste mich Mias, mein „Pilot“, aus dem Flugzeug. Das Gefühl dabei war unbeschreiblich! Und die Sicht erst – umwerfend! Wir hatten etwa 30 Sekunden freien Fall, bevor der Fallschirm gezogen wurde und wir von rund 220 km/Std auf 20 km/Std abbremsten. Und dann flogen wir gemächlich durch das Wolkenmeer, ich wollte schon immer wissen, wie das wohl sei. Schön wars, aber kalt… Mias war ein bisschen ein Verrückter, wollte mit mir Loops und was-weiss-ich anstellen, aber ich konnte ihn zum Glück bremsen – das war mir dann doch etwas zu waghalsig! Gelandet sind wir butterweich – und schon war’s wieder vorbei. Noch jetzt bekomme ich ein flaues Gefühl im Bauch, wenn ich an den Sprung, den Moment denke, als ich aus dem Flugzeug geschubst wurde und einfach runter fiel, die Arme weit ausgebreitet! Wow!
Am andern Tag stand dann Quad-Biken und Dünen-Boarden auf dem Programm. Das war auch cool – mit diesem Quad durch die Dünen zu fräsen, einfach super! Auch das Dünen-Boarden ist kul, wir bekamen einfach ein Brett auf das wir uns am Dünengrad legten, vorne hochzogen und dann die Düne runter rutschten. Leider musste man am Ende vom Plausch wieder die Düne hochlaufen… ächz. Ist eben nicht wie beim Skifahren, wo einem der Lift wieder nach oben zieht…. 😉 - Nach Swakopmund ging es weiter nach Spitzkoppe, dem „Matterhorn“ Afrikas – allerdings konnten wir mit dem Vergleich nichts anfangen, ausser dass es halt mitten in der Pampa eine mächtige Felserhebungen gab. Dort, am Fuss dieses Berges schlugen wir unsere Zelte auf, allerdings nur für unser Gepäck, denn wir schliefen draussen, unter freiem Sternenhimmel. Das war super, aber etwas windig… Immerhin konnten wir schlafen, unsere Gspänli in den Zelten machten vor lauter Windsturm kaum ein Auge zu.
- Nächster Stopp war dann in Kamanjab, wo wir am Nachmittag einen Besuch in einer Himba-Siedlung machten. Die Himbas sind einer der letzten traditionellen Stämme Namibias und leben noch immer sehr einfach: Ihre Lehmhütten sind im Kreis angeordnet, in ihrer Mitte haben sie runde Gatter für die Kühe und die Ziegen errichtet. Die Frauen kleiden sich lediglich mit einem Lendenschutz und Schmuck um Hals, Arme und Fesseln. Für die tägliche Reinigungszeremonie verwenden sie kein Wasser, reiben sich mit einer braun-roten Substanz ein und brauchen dafür in etwa 2 ½ Stunden. Nur ganz wenige der Kinder besuchen die Schule, die Männer arbeiten ausserhalb für Geld und die Frauen schauen nach den Kindern und den Tieren.
- Und dann kam unser nächster Höhepunkt: der Etosha National Park. Etosha bedeutet „der grosse weisse Platz“, der Park ist gekennzeichnet durch eine grosse weisse Ebene aus Salz und Staub, einst ein See, jetzt ausgetrocknet, der in etwa 25 % des Parks ausmacht. Das besondere am Etosha ist, dass er verschiedene „Wasserlöcher“ hat, an denen sich die Tiere in der Trockenzeit wie momentan gerne versammeln. Damit hat man fast schon eine Garantie dafür, früher oder später Tiere zu sehen. Mit Bier bepackt und Kamera ausgerüstet, machten wir uns an die Wasserlöcher unserer Campingplätze und warteten geduldig bis sich ganze Herden von Giraffen, Elefanten und Nashörner um das Wasser sammelten. Es war einmal mehr einfach umwerfend und toll! Aber auch auf unseren „Game Drives“ mit Tommy sahen wir wieder Nashörner, Löwen, Elefanten, Giraffen, Springboks und viele andere schöne Tiere 🙂
Mit der Gruppe haben wir es hier richtig gut getroffen, wir sind eine lustige Truppe von jetzt 15 Leuten und verstehen uns richtig gut. Abends geht es immer lustig zu her, wenn wir mit einem Bier ums Feuer sitzen oder auf dem Dach von Tommy den Sternenhimmel bestaunen, an der Bar den Tag ausklingen lassen oder vor dem Wasserloch auf die Tiere warten. So macht reisen Spass! 🙂
Die Franzosen haben uns mittlerweile aus verschiedensten Gründen verlassen, z.B. weil wir zuviel Deutsch sprechen (was wir nur tun, wenn wir unter uns sind), weil wir zuviel Alkohol trinken (was ist schon ein Bier oder zwei am Abend?), weil wir eine zu grosse Gruppe sind (sie haben sich vorgestellt, dass wir in 4er Gruppen unterwegs wären), weil sie mehr in der Natur sein wollen (ähm ja, mehr geht eigentlich fast nicht, aber gut…) und so weiter…
Morgen geht es weiter nach Windhoek, der Hauptstadt von Namibia und danach freuen wir uns schon riesig aufs Okavango Delta in Botswana, wo wir dann ab übermorgen sein werden!
Macht’s gut und liebe Grüsse
Sara & Tanja
PS: Die Tour haben wir unten angehängt, wer sie lesen möchte (sie ist leider nur auf englisch), muss einfach auf „Lesen“ klicken, dann erscheint der ganze Bericht.
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